Brief an den Präsidenten des Deutschen Landkreistags

Düsseldorf, 27.10.2021

Sehr geehrter Herr Präsident Landrat Sager,

Sie haben sich am 23.10.2021 für eine Ausweitung der Corona-Schutzimpfung bei Kindern ausgesprochen:

 „Die Immunisierung von Kindern und Jugendlichen sollte jenen Teil an Impfungen kompensieren, der „durch renitent unwillige Erwachsene“ auf dem Weg zum Erreichen von Herdenimmunität fehle. Zudem soll, sobald ein Impfstoff für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen sei, auch dieser „mit großer Kraft vorangetrieben werden.“ Sie gehen davon aus, dass dadurch mehr gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben möglich sei.

Zunächst einmal: wir sind keine Impfgegner/innen. Für viele Erkrankungen gibt es etablierte Impfstoffe, die wichtig und sinnvoll sind. Auch die Möglichkeit für ältere Menschen und vulnerable Gruppen sich durch eine Impfung vor einem schweren Covid-19-Verlauf zu schützen, begrüßen wir.

Jedoch: Kinder und Jugendliche erkranken selten schwer an Covid-19. Herr Mertens von der Stiko sagt dazu:

Kein Kind unter 17 sei in Deutschland ausschließlich an Covid-19 gestorben. Weil die Krankheitslast bei den 12- bis 17-Jährigen so gering gewesen sei, sei die Entscheidung zur Impfung in der Nutzen-Schaden-Abwägung so schwierig gewesen. Bei den Jüngeren wird das noch schwieriger sein.“1

Studien weisen sogar darauf hin, dass Kinder aufgrund der asymptomatischen und milden Verläufe weniger zur Ausbreitung von Sars-Cov-2 beitragen. Sie werden nur sehr selten infolge einer Infektion hospitalisiert, im Gegenteil haben sie meist keine oder milde Symptome.2

Prof. Dr. Dötsch, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), sagt zur Impfung von Kindern: „Wir sollten und dürfen die Kinder nicht impfen, um andere Menschen zu schützen, die sich selber zum Beispiel durch Impfung schützen können. Am Ende müsse eine Entscheidung getroffen werden, die so gut abgewogen sei, dass auch ein individueller Nutzen für das Kind, das geimpft wird, sichtbar wird.“3

Und genau das ist der Punkt. Sie gehen in Ihrer Stellungnahme in an keiner Stelle  auf den individuellen Nutzen der Impfung für die Kinder ein. Kinder sind kein virenabweisendes Schutzschild für Erwachsene und auch kein Mittel zum Zweck, um andere Interessen voranzutreiben.

Auch waren und sind nach allen vorliegenden Erkenntnissen Kinder nicht Treiber der Pandemie und waren es auch nie.4 Hinzu kommen die Erkenntnisse, dass an Schulen kein besonderes Risiko herrscht. Kinder und Jugendliche spielen „eine untergeordnete Rolle“ im Infektionsgeschehen. Im Mai 2021 äußerte sich hierzu Göran Kauermann (Professor am Institut für Statistik der Ludwig-Maximilians-Universität München) im ZDF: Seit gut einem Jahr untersuche ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern der Ludwig-Maximilians-Universität

Covid-19-Ausbrüche. Woher kommen sie, wie entwickelt sich das Infektionsgeschehen? Auch die bayerischen Schulen haben die Statistiker regelmäßig im Blick: „Wir haben keinen einzigen statistischen Hinweis, dass Schulen ein Ausbruchsherd für Covid-19 ist. Eher im Gegenteil„, sagt Göran Kauermann.5

Beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sind bis zum 30. September 2021 bereits 1809 Meldungen über den Verdacht einer Nebenwirkung nach Biontech bzw. Moderna-Impfung bei 12-17- Jährigen eingegangen. Hier heißt es auszugsweise: „22,4 % der Verdachtsfallmeldungen beschrieben schwerwiegende unerwünschte Reaktionen. [Das sind 405 Fälle.] Fünf der 1.809 Verdachtsfallmeldungen beziehen sich auf einen tödlichen Ausgang im Abstand von zwei bis 24 Tagen nach Impfung mit Comirnaty.  Bei Insgesamt neun Jugendlichen (fünf männliche und vier weibliche Jugendliche) im Alter von 13 bis 17 Jahren wurden Impfkomplikationen im zeitlichen Zusammenhang mit einer Comirnaty Impfung berichtet, die als bleibender Schaden beschrieben wurden. Bis zum 30.09.2021 wurden dem Paul-Ehrlich-Institut 98 Meldungen einer Myo-/Perikarditis bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren berichtet.6

Zum Vergleich: zwischen dem 1. Januar 2001 und dem 31. Dezember 2012 sind beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) insgesamt 1.696 Verdachtsmeldungen auf Nebenwirkungen nach Impfung mit einem Masernimpfstoff eingegangen – über einen Zeitraum von 12 Jahren und die gesamte Bevölkerung betreffend, einschließlich aller Kinder und Jugendlichen.

In den Medien und der Fachwelt wurde insbesondere auf das Risiko einer Myokarditis nach der Covid-Impfung hingewiesen,7 welches sich nun gerade bei Jungen nach der Zweitimpfung bewahrheitet.

Kinder und Jugendliche sind die Gruppe, die am wenigsten durch Covid-19 gefährdet ist: Das zeigen die Zahlen der Krankenhauseinweisungen von Kindern. So lagen zum Beispiel im August und September 2021 bundesweit maximal 10-15 Kinder im Krankenhaus wegen einer Covid19-Erkrankung.8  Derzeit sind es laut Divi-Intensivregister 10 Kinder mit Corona,9 wobei unklar ist, mit welcher Diagnose die Kinder behandelt werden. Auf der anderen Seite haben Kinder und Jugendliche aber am meisten unter den Pandemiemaßnahmen, wie Schulschließungen, fehlendem Sport und sozialen Kontakten gelitten, und leiden noch immer. Die meisten Maßnahmen wurden ihnen fremdnützig auferlegt. Das darf mit einer Impfung, die immer ein medizinischer Eingriff ist und  für die meisten gesunde Kinder nicht nutzbringend ist, nicht passieren!  Erst recht nicht, wenn zu dieser keine Langzeitstudien vorliegen und bereits zu diesem Zeitpunkt ein derartiges Nebenwirkungsprofil existiert. Der Virologe Kekulé verkündet daher, dass er seine gesunden Kinder nicht hat impfen lassen.10

Ebenso ist das ursprünglich verkündete Ziel der „Herdenimmunität“ durch die Covid-Impfung bereits im Juli 2021 durch das Robert-Koch-Institut als unrealistisch eingeschätzt worden.11 Daher können – selbst wenn man es für angezeigt hielte – Kinderimpfungen NICHT die fehlenden Impfungen bei Erwachsenen kompensieren. Mit welchem Recht also verlangen Sie von unseren Kindern und Jugendlichen dieses fremdnützige Opfer?

Wir fordern Sie nach Kenntnisnahme aller aktuellen Erkenntnisse hierzu, Ihre Stellungnahme richtigzustellen bzw. zu widerrufen. Zugleich würden wir uns über eine persönliche Rückmeldung an uns freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Nele Flüchter                  Stefanie Seifert               Dr. Nicole Reese

Fußnoten

  1. https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/wissenschaft_nt/article234113820/Stiko-Chef-Mertens-Druck-wegen-Kinderimpfung-ist-absurd.html

2. https://dgpi.de/stellungnahme-dgpi-dgkh-hospitalisierung-und-sterblichkeit-von-covid-19-bei-kindern-in-
deutschland-18-04-2021/ und https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-kinder-infektion-gefahr-100.html

3. https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/corona-impfung-fuer-kinder-unter-12-stiko-warnt-vor-zu-viel-druck,SkVHHV2

4. http://bmbf.bmbfcluster.de/de/kinder-sind-teil-der-pandemie-aber-keine-treiber-14451.html

5. https://amp.zdf.de/nachrichten/politik/corona-impfen-schulen-keine-pandemietreiber-100.html

6. https://www.pei.de/DE/newsroom/dossier/coronavirus/arzneimittelsicherheit.html

7. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Liste_Impfung_Kinder_Jugendliche.html; https://corona-netzwerk.info/wp-content/uploads/2021/08/Thesenpap8_endfass.pdf;

8. https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/kinder-corona-folgen-long-covid-100.html

9. https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/altersstruktur

10. https://www.morgenpost.de/vermischtes/article232709429/kekule-virologe-corona-impfung-eigene-kinder.html

11. https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/corona-rki-glaubt-nicht-mehr-an-herdenimmunitaet,Sdu0KF0