Offener Brief zur Corona-Impfung

Düsseldorf, den 26.05.2021

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Spahn,
Sehr geehrte Frau Bildungsministerin Karliczek,
Sehr geehrte Frau Familienministerin Lambrecht,
Sehr geehrte Damen und Herren Bildungs-, Gesundheits- und Familienminister:innen der Länder,

angestoßen von der laut verkündeten und besorgten Frage der Kanzlerin, was man denn mit den Grundschulkindern nach den Sommerferien machen könne, beherrscht das Thema „Corona-Impfung“ für Kinder und Jugendliche die mediale Berichterstattung. Noch in dieser Woche tagen Sie gemeinsam zum „Impfgipfel“.

Der Ärztetag hat bereits zum 124. Ärztetag am 6.5.2021 folgenden Beschluss gefasst[1]:

„(…) die Forschung zu Impfstoffen für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sofort und nachhaltig mit ausreichenden finanziellen und organisatorischen Maßnahmen zu fördern, hinreichend adäquate Impfstoffe zu bestellen und zeitnah auszuliefern, proaktiv mediale Kommunikation für die Impfung von Kindern und Jugendlichen vorzubereiten und umzusetzen sowie Kinder- und Jugendärzte in Praxis, Klinik und Öffentlichem Gesundheitsdienst (ÖGD) und Hausärzte als Drehscheibe für Kommunikation und bei kurzfristiger Impfdurchführung zu unterstützen.“ (Seite 31)

In der Begründung, der oben genannten Forderungen an die Bundesregierung heißt es:

„Um in unserem Land eine Herdenimmunität gegen die SARS-CoV-2-Pandemie zu erreichen, muss diese Lücke unbedingt geschlossen werden.“ (S. 31)

Eine Immunität der Kinder und Jugendlichen müsse durch Impfung und nicht durch eine Durchseuchung erreicht werden.

Weiterhin ist im Beschluss zu lesen:

„Das Recht auf Bildung mit Kita- und Schulbesuch kann im Winter 2021/2022 nur mit einer rechtzeitigen COVID-19-Impfung gesichert werden. […] Die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe erlangen Familien mit Kindern nur mit geimpften Kindern zurück. Ohne rechtzeitige Impfung, insbesondere auch für jüngere Kinder, führt ein erneuter Lockdown für diese Altersgruppe zu weiteren gravierenden negativen Folgen für die kindliche psychische Entwicklung. Die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe erlangen Familien mit Kindern nur mit geimpften Kindern zurück.“ (S. 31 f.)

Einleitend möchten wir betonen, dass wir uns der generellen Entwicklung und Forschung eines Impfstoffes gegen Sars-Cov-2 auch für Kinder und Jugendliche nicht entgegenstellen. Eine gewisse Zahl von Kindern und Jugendlichen kann aufgrund schwerer Vorerkrankungen in einer sorgfältigen Abwägung durchaus von der Impfung profitieren.

Die große Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen wird dies durch die Impfung mit einem neuartigen, nicht langzeiterforschten Impfstoff wie es der Sars-CoV-2-Impfstoff ist, nicht tun. Im Gegenteil, es steht einem geringen Risiko an Covid19 schwer zu erkranken das Risiko gegenüber, durch die nur kurz erforschte Impfung langzeitlich geschädigt zu werden. Das Risiko eines schweren Impfschadens beläuft sich derzeit auf ca. 0,017% und liegt damit deutlich über dem Risiko, schwer an Covid19 zu erkranken, das bei 0,009% liegt. Niemand kann heute seriös sagen, in welcher Art und Häufigkeit Langzeitfolgen durch die neuen Impfstoffe auftreten.

Wie kommen nun sowohl Sie, als die führenden Politiker:innen des Landes, als auch die Bundesärztekammer dazu, diese nicht nötige, wenn nicht gar schädliche Impfung,  als Voraussetzung bzw. Bedingung an die „Rückgabe“ des Rechts auf Bildung für Kinder und Jugendliche zu  verknüpfen? Wir lehnen den Einbezug der Kinder und Jugendlichen in eine Strategie der „Herdenimmunität durch Impfung“ entschieden ab! Eine Sars-CoV-2-Impfung muss nach unserer Ansicht freiwillig sein und bleiben. Über die Risiken der Impfung muss ehrlich und umfassend aufgeklärt und nicht durch mediale Kommunikation proaktiv vorangetrieben werden. Die Teilnahme am Präsenzunterricht oder der Kita-Besuch dürfen nicht von der Impfung abhängig gemacht werden, denn der Zugang zu Bildung muss für alle Kinder gewährleistet werden!

Wir fordern einen sorgfältig geführten öffentlichen Diskurs über die Risiken und den Nutzen einer Impfung von Kindern und Jugendlichen. Wir erwarten eine objektive und neutrale Aufklärung, kein Schüren weiterer Ängste.

Dass trotz der sehr geringen Gesundheitsgefahren der Kinder aufgrund von Covid19 mehrheitlich der Sinn einer Impfung von Kindern nicht in Frage gestellt wird, liegt an der sehr einseitigen Berichterstattung, in der Kinder weiterhin als „Pandemietreiber“ gelten.

Sie, sehr geehrter Herr Spahn, wollen allen Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren bis zum Sommer ein Impfangebot machen und in die Impfkampagne einbeziehen, und zwar ungeachtet dessen, dass die STIKO keine allgemeine Impfempfehlung geben wird – übrigens mit der Begründung „eine Corona-Impfung bei Kindern berge ein unklares Risiko“. Frau Giffey meinte gar, „wir seien das der jungen Generation schuldig“ und auch Sie, sehr geehrte Frau Karliczek und Sie sehr geehrte Frau Lambrecht möchten, dass nach den Sommerferien überall der Schulbetrieb wieder relativ normal beginnen kann und meinen „dafür wäre es sehr hilfreich, wenn möglichst viele Schülerinnen und Schüler geimpft wären.“

Auf welchen Annahmen fußen diese Aussagen? Haben Sie sorgfältig, verantwortungsbewusst und wissenschaftsbasiert einen Diskurs über die Evidenz und die Evidenzlücken, die Angemessenheit und die ethischen Implikationen der Forderung nach einer Impfung von Kindern und Jugendlichen in Ihren Regierungen geführt?

Wir können tatsächlich weder in der Politik noch in Teilen der Medien eine faktenbasierte Auseinandersetzung mit den allermeisten Aspekten der Impfung erkennen. Vielmehr scheint es, als wenn wieder einmal reflexhaft die Kinder für die Versäumnisse der Erwachsenen herhalten sollen, ihnen Lasten aufgebürdet werden, die den Erwachsenen nicht zugemutet werden sollen oder können.

Für einen umfangreichen Diskurs auf dem „Impfgipfel“ – bevor Sie am Donnerstag Impfforderungen gegenüber Kindern und Jugendlichen aufstellen und diese gar mit dem Zugang zu Bildung verknüpfen – möchten wir Ihnen folgende Quellen dringend empfehlen:

Auch wir haben auf Basis der aktuellen Studienlage ein 7-seitiges Factsheet (siehe Anlage) erarbeitet, welches ebenso wie die zuvor genannten Quellen zu dem Ergebnis kommt, dass eine individuelle Risiko-Nutzen-Analyse zu erfolgen hat und diese bei gesunden Kindern relativ deutlich dahingehend ausfällt, dass eine Impfung für Kinder nur fremdnützig erfolgt, der Nutzen aufgrund der geringen Gefahren kaum vorhanden ist und im Gegenzug erhebliche Impfgefahren bestehen.

Auch wird die Transmission nicht relevant gesenkt, da Kinder nur untergeordnet zum Infektionsgeschehen beitragen. Ob sie daher überhaupt für das für sich genommen bereits fragliche Ziel der Herdenimmunität miteinbezogen werden sollten ist mindestens strittig. Schlussendlich ist es auch eine ethische Frage, ob wir vulnerableren Gruppen in Deutschland und vor allem in ärmeren Ländern die nötigen Impfstoffe vorenthalten wollen, um sie ohne ausreichenden Grund und evidenzlos hier Kindern und Jugendlichen verabreichen zu können.

Aus all diesen Gründen steht auch die STIKO einer allgemeinen Impfempfehlung skeptisch gegenüber. Aus gutem Grund haben wir in Deutschland den Empfehlungen der STIKO stets vertraut, da sie als unabhängiges Gremium agiert und über erhebliche Fachkenntnisse verfügt. Wenn Sie, sehr geehrter Herr Spahn, sich aber nun über eine solche Impfempfehlung hinwegsetzen und Eltern und Kindern zu einer Impfung raten, was ist die STIKO dann wert?

Wie erklären Sie den Kindern, dass ihnen das Recht auf Bildung aus Art. 28 der UN-Kinderrechtskonvention nur dann zusteht, wenn sie geimpft sind? Wie erklären Sie die Benachteiligung nicht geimpfter Kinder gegenüber den geimpften, die ja schon jetzt in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens praktiziert wird.

Wir sind rat- und fassungslos. Wie sollen WIR unseren Kindern erklären, dass eine nicht erforderliche Impfung über Bildung und Teilhabe, über Benachteiligung, entscheidet? Wie rechtfertigen wir eventuelle Langzeitfolgen einer Impfung? Doch sicher nicht mit Solidarität, fehlender Wissenschaftsorientierung, ausbleibender Evidenzbasierung und Verantwortungslosigkeit!

Mit dem erneuten Appell in den kritischen und alle Seiten objektiv beleuchtenden Diskurs zu treten verbleiben wir

 

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Nicole Reese, Bielefeld
Nina Meseke, Steinhagen
Nele Flüchter, Düsseldorf
Stefanie Seifert, Düsseldorf
Tanja Schneeweiß, Simmerath
Sandra Reich, Dortmund

Fußnote

[1] https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdf-Ordner/124.DAET/Beschlussprotokoll_Stand_06.05.2021.pdf