Zwei Anträge, ein Ziel: Präsenz-Unterricht für alle Schüler!

Düsseldorf und Bielefeld, 25. Februar 2021

„Wir reichen erneut zwei Verfassungsbeschwerden beim Verfassungsgerichtshof des Landes NRW ein. Mit der ersten Klage, die noch im Laufe der Woche eingereicht wird, wollen wir erwirken, dass der Präsenzunterricht für Grundschulkinder wieder täglich stattfindet“, so Stefanie Seifert von der Initiative Klage für Bildung. „Mit der zweiten Klage, die heute eingereicht wurde, kämpfen wir für den sofortigen Start des Präsenzunterrichts an weiterführenden Schulen für alle Schüler:innen.“ Die Ver-fahren werden stellvertretend für viele Millionen Kindern von einer Grundschülerin und zwei Schü-ler:innen der weiterführenden Schule geführt.

Ungleichbehandlung der unteren Jahrgänge

„Dass Schüler:innen der Abschlussklassen täglich wieder zum Unterricht kommen dürfen, sogar in voller Klassenstärke, die Schüler:innen der Klassen 5 bis 9 aber keine Perspektive für eine Rückkehr in den Klassenraum erhalten, ist eine grobe Ungleichbehandlung, die nicht mit Art. 3 GG zu vereinba-ren ist“, sagt Dr. Nicole Reese von der Initiative. „Besonders schlimm finde ich dies vor dem Hinter-grund, dass die Politik wieder nicht Wort gehalten hat, und Friseursalons, Fußpflegepraxen und Bau-märkte öffnet, anstatt alle Schulen.“

„Für alle Unterrichtsstufen ist der Präsenzunterricht die Unterrichtsform der Wahl. Beim Distanzun-terricht, der sicher schon besser funktioniert als beim ersten Lockdown, gibt es nach wie vor neben technischen Schwierigkeiten jedoch immer wieder Probleme mit der Qualität des Distanzunterrichts. Dies liegt unserer Auffassung daran, dass der Distanzunterricht an den Schulen sehr unterschiedlich organisiert wird und sehr stark von dem individuellen Engagement der Lehrkräfte abhängt. Dies führt zu weiteren Ungerechtigkeiten und gerade sozial benachteiligte Kinder und leistungsschwächere Schüler:innen werden somit immer weiter abgehängt“, sagt Nele Flüchter von der Initiative.

„Während Oberstufenschüler:innen, die sich ja freiwillig in der Schule befinden, und Abschlussklassen vollständigen Präsenzunterricht erhalten, sitzen Schüler:innen der Erprobungsstufe 5 und 6 zu Hause, die teilweise erst seit ein paar Monaten an der weiterführenden Schule sind und ihre Klassenkame-rad:innen noch gar nicht richtig kennenlernen konnten. Diese müssen schleunigst wieder vor Ort un-terrichtet werden, sonst droht uns eine Bildungskatastrophe“, so Kathrin Dewender, Psychologin und Mitglieder der Initiative.

Wechselunterricht potenziert den Bildungsverlust

Klage für Bildung hält darüber hinaus den Wechselunterricht an Grundschulen für zu kompliziert in der Umsetzung und zur Eindämmung der Pandemie kaum geeignet. Letztlich liegt es an den räumli-chen Bedingungen, den personellen Möglichkeiten und dem Organisationstalent der Schule, wie viele Stunden Unterricht jede:r einzelne Schüler:in erhält. „Während manche Schulen täglichen Unterricht für alle Schüler:innen stundenweise anbieten, haben andere Schüler:innen nur an zwei Tagen Prä-senzunterricht. Das Schulministerium hat den Schulen zu viel Freiraum gelassen. So wird Bildung zum Glücksspiel. Da zeitgleich zum Präsenzunterricht die Notbetreuung für Schüler:innen mit Dis-tanztag in der Schule stattfindet, sind bis zu drei Viertel der Schüler:innen täglich vor Ort. In der Not-betreuung werden die Kohorten wieder neu gemischt. Somit ist Wechselunterricht kontraproduktiv für den Infektionsschutz“, stellt Dr. Nicole Reese fest.

Die Bedürfnisse der Kinder bleiben bei diesem Modell weitestgehend auf der Strecke, die Kinder müs-sen trotz Einhaltung des Mindestabstandes den ganzen Tag eine Maske tragen. Hier wird ein stren-gerer Infektionsschutz vollzogen als bei jedem Arbeitnehmer. Ganz zu schweigen davon, dass es zu Pausenregelungen für die Pausenzeiten keine verbindlichen Vorgaben gibt und hier reine Willkür herrscht.

„Wir halten eine umgehende Rückkehr zur Vollpräsenz für Grundschulkinder für zwingend notwen-dig. Für die Schüler:innen zählt nach sieben Wochen Distanzunterricht und nach dem Unterrichtsver-lust im Frühjahr jeder einzelne Schultag! Aus Untersuchungen zur Situation aus dem ersten Lockdown wissen wir, dass sich die Lernzeit im Homeschooling halbiert. Wie sollen die Schüler:innen das jemals wieder aufholen?“, zeigt sich Nele Flüchter von der Initiative besorgt.

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